Was bringt Crowdsourcing wirklich? WDR-Interview mit Stefan Maas

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Crowdsourcing ist ein recht junges Phänomen, das die Interaktionsmöglichkeiten des Internets und moderner Kommunikationsmittel dafür nutzt, eine große Menge von Menschen gemeinsam oder im Wettbewerb zueinander an der Lösung eines Problems zu beteiligen. Das Bewusstsein für diese „Schwarmintelligenz“ ist ein Phänomen der letzten Jahre, das sich mittlerweile in vielen Bereichen, wie z. B. der Produktentwicklung etabliert hat. Im positiven Fall profitieren Unternehmen von der Mitarbeit ihrer Kunden, die von Konsumenten zu Prosumenten werden, also ihren passiven Konsum- und „Laienstatus“ verlassen und sich einbringen. Das Unternehmen lernt die Bedürfnisse seiner Zielgruppe zu einem frühen Zeitpunkt kennen und vermeidet, am Markt vorbei zu produzieren (fail early). Die Kunden wiederum erhalten ein Produkt oder einen Service, der Ihre Anforderungen besser erfüllt und an dem sie mitgewirkt haben. Dieser Ansatz bietet also positive Chancen für alle Beteiligten. Im negativen Fall nutzen Unternehmen oder Institutionen Laien als kostenlose Arbeitskräfte, die oft über keine entsprechende Qualifikation verfügen und greifen nicht mehr auf die Kompetenz professioneller Dienstleister zurück. Das Unternehmen entwickelt mit höheren Risiken und die Prosumenten können sich zwar einbringen, erhalten aber für Ihren Aufwand keine finanzielle Gegenleistung; sie können es nur als Hobby betreiben. In diesem zweiten Fall entstünde sogar volkswirtschaftlicher Schaden. Die Abgrenzung zum verwandten Phänomen Open Innovation besteht darin, dass sich dieses Verfahren auf die Erarbeitung von Innovationen beschränkt. Das Unternehmen soll für die Zusammenarbeit mit Externen geöffnet werden, es hat aber eher nicht zum Ziel, Externe auch wettbewerbsorientiert mitarbeiten zu lassen.

Die Redaktion Monitor des WDR führte mit mir im Herbst 2015 ein Gespräch zur aktuellen Situation des Crowd Sourcings in der Designbranche, in der sich mittlerweile, neben dem positiven Effekt günstigerer Designleistungen für kleine Auftraggeber leider zunehmend volkswirtschaftlich negative Entwicklungen zeigen (z. B. Ausschreibungen für Markenentwicklung für 350 € / Qualität sinkt / Designereinkünfte unter Hartz IV-Niveau / Profis verlassen den Markt). Zusammen mit M+CO-Mitgründer Torsten Stapelkamp habe ich seit 2009 Artikel und Vorträge dazu veröffentlicht, die teils kontrovers diskutiert wurden. Die Abbildung zu diesem Blog-Beitrag stammt aus dem Vortrag von Torsten Stapelkamp auf der Konferenz Typo Berlin 2010 beim Panel Crowd Sourcing. Ob der WDR-Beitrag gesendet wird, ist noch nicht bekannt. Er kam übrigens ohne Crowdsourcing zustande…

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